Werde, die du bist ist eine gesellschaftskritische Novelle, die das Thema weiblicher Selbstfindung und Identität im Deutschland des 19. Jahrhunderts behandelt. Die Protagonistin Agnes Schmidt, eine verwitwete Frau mittleren Alters, lebt zunächst ein konventionelles Leben als Ehefrau und Mutter. Nach dem Tod ihres Mannes und als ihre Kinder aus dem Haus sind, erkennt sie, dass sie bisher ein Leben geführt hat, das von gesellschaftlichen Erwartungen und Rollenbildern bestimmt wurde. Durch das Schreiben eines Tagebuchs und die Reflexion über ihr eigenes Leben stellt Agnes tiefgreifend ihre Wünsche, Bedürfnisse und ihre Stellung in der Gesellschaft in Frage. Die Erzählung folgt ihrem inneren Kampf um Selbstbestimmung und Emanzipation in einer Zeit, in der Frauen wenig gesellschaftliche Autonomie besaßen. Dohm zeigt eindrücklich die Zwänge von Geschlechterrollen, die Herausforderungen der Selbstverwirklichung und die Bedeutung persönlicher Freiheit.